Portrait

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Vitos Vita: Vom Alchemist zum Profi

 

Das musste gefeiert werden: Vito hatte in Lenk den dreitägigen Schweizerischen Hobbykoch-Wettbewerb gewonnen, nun wollte er mit einigen Freunden im Restaurant Brüggli in Luzern feiern – selbstverständlich, indem er ihnen das Siegermenü auftischte. Doch statt der erhofften dreissig meldeten sich neunzig Spontan-Geniesser zum Festschmaus an: Das Sieger-Menü fand gleich an drei Abenden statt. Das war 1995.

 

Vito, Jahrgang 62, bisher als Fotograf für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften unterwegs und seit Teenagertagen passionierter Hobbykoch, gelang unversehens eine Art Durchbruch: Fortan kochte der Luzerner mit napoletanischen Wurzeln jeden letzten Sonntag im Monat im Brüggli. «Mangiare (et bere!) alla Piemontese!» hiess die Serie, in der Vito im Grunde die grosszügigen Familienfeiern zelebrierte, wie er sie von seinen italienischen Verwandten kannte und liebte. Das Restaurant war immer voll belegt. Irgendwann kam von einem Gast die Frage, die bei einer Veranstaltung wie dieser auf der Hand liegt: Willst du bei meiner Geburtstagsfeier bei mir zu Hause kochen? 90 Jahre, 90 Gäste, 9 Gänge. Vito nahm die Herausforderung an – und die Geburtstagsgäste waren begeistert. Das sprach sich natürlich herum, und neue Anfragen kamen schon bald recht regelmässig.Vitos Kunst, immer neue Kombinationen von Geschmäckern, Konsistenzen und Aromen zu ertüfteln, fand bei Freunden der Gaumenfreuden grossen Gefallen. Zumal sich Vito inzwischen sehr wohl das solide Basiswissen eines Berufskochs erarbeitet hatte. Aus dem Alchemisten, wie er schon als junger Hobbykoch genannt wurde, ist ein Profi geworden.

 

Sein Stil: Mit Lust auf Neues kombinieren und dabei mit klarer Linie aufs Wesentliche kommen. So hatte er schon als Fotograf gearbeitet. Zur Jahrtausendwende entschloss er sich, die Kamera an den Nagel zu hängen und sich ganz aufs Kochen zu konzentrieren: Vito Viggiano, Störkoch und Caterer. Und zwar für jeden Anlass: 60 Gäste in einem Herrenhaus in Solothurn mit einer Küche aus dem Jahr 1920. Drei Tage in einem Zelt für jeweils 150 Gäste in Zürich. Zwölf Gänge für zwei Personen in einem Wohnzimmer in Luzern. Während zwei Saisons war er auch als Küchenchef des Broadway-Varietes tätig, wo er, in einem zur Küche umgewandelten Wohnwagen, täglich für das leibliche Wohl von 90 Personen sorgte.Inzwischen können Gastgeber und deren Gäste auch in Vitos Loft feiern: Dort steht eine komplett eingerichtete Gastroküche und ein grosser Tisch für bis zu 12 Geniesser. Ganz so wie an einer italienischen Familienfeier. 

 

Text: Christian Hug